Für mich war 2008 hinsichtlich Motorrad auch sehr ereignisreich, da ich bis zum Sommer noch fest den Standpunkt vertrat, nieeeeemals in meinem Leben ein Motorrad zu besteigen, geschweige denn selbst zu fahren.
Als dann aber im Juni erst mein Bruder den Schein machte, daraufhin sich mein Papi gleich auch eine Maschine kaufte und sich damit seinen Lebenstraum erfüllte und kurz darauf sich auch meine Mama nach einigem hin und her entschloss, ihren Schein zu machen und noch vor ihrer Prüfung ihr "Baby" zu Hause hatte, schlich sich in mir langsam ein Virus ein, von dem ich nicht gleich etwas bemerkte.
Die "Krankheit" kam schleichend, doch nach dem mein Papi mich ein paar mal am Sozius mitnahm, fing ich langsam an zu merken, dass ich mich mit irgendetwas infiziert hatte. Jedoch gab ich das noch lange nicht zu und wollte es mir erst auch selbst nicht eingestehen.
Am 26. Juli kam dann ein einschneidendes Erlebnis, nämlich als mein Bruder von einer Großklockner-Tour ohne seine geliebte Maschine heimkam. Er hatte einen sehr schweren Unfall ohne wirkliche Verletzungen überlebt.
Dass hat mich doch sehr ins Grübeln gebracht.
Doch er erzählte uns sehr viel vom Unfall, von seinen Gedanken und vor allem davon, dass er im nächsten Frühjahr garantiert wieder aufsteigen werde und das imponierte mir doch etwas, und der Virus in mir kämpfte ums überleben.
Da Tom vom selben Virus infiziert war wie ich und pausenlos davon sprach, auch den Schein zu machen, ließ ich langsam durchsickern, dass ich nicht mehr ganz auf meinem Standpunkt beharrte, nie Motorrad fahren zu wollen.
Nach einigen Diskussionen hab ich endlich eingesehen, dass die "Krankheit" in mir doch ausgebrochen war und das Motorradfieber mich gepackt hat. Doch wir entschlossen uns vorerst, erst im Frühjahr unseren Schein zu machen, was dann allerdings doch um einiges schneller ging und wir uns noch im August, in unserem Urlaub, in der Fahrschule anmeldeten, unsere Fahrstunden absolvierten und am 10. September endlich unseren Schein in Händen halten konnten.
2 Tage zuvor hatte Tom seine Virago gekauft. Meine Honda Shadow stand schon seit über 2 Wochen in Papas Garage.
Wir fuhren nach der Prüfung also tapfer zur Arbeit, bogen die restlichen Stunden mühsam herunter und fuhren dann schnurstracks zu unseren Babys und machten unsere erste Ausfahrt als frischgebackene Motorradscheinbesitzer.
Es war herrlich. Die erste Ausfahrt ohne Fahrlehrer, der vor einem herfuhr. Ohne gelbe Warnweste. Die Straße gehörte uns, wir fuhren dorthin, wo hin wir wollten. Einfach traumhaft.
Ich war einfach nur froh, dass uns der Virus gepackt hatte.
Einen Monat genossen wir es fast täglich, mit unseren Maschinen in der Gegend herumzufahren. Fast 3000 km hab ich in dieser kurzen Zeit geschafft. Hätte man mir das vorher gesagt, ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Am 10. Oktober aber wurde unsere Freude jäh beendet. Wir waren nachmittags noch schön einkaufen, haben Pläne fürs Wochenende geschmiedet und wollten noch eine kleine Runde nach Graz und zu meinen Eltern drehen.
Doch leider wurde diese Fahrt folgenschwer beendet, als Tom in Mayersdorf die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und in einen Graben fuhr.
Dies war der bisher schlimmste Moment in meinem ganzen Leben. Zusehen zu müssen, wie er zu wanken begann, in die Luft flog und im Graben liegen blieb.
Im Schock konnte ich ihm nichtmal wirklich helfen. Ich wusste nicht mal die Telefonnummer der Rettung und rief als erstes meinen Papa an.
Ich denke, auch er wusste nicht ganz, wie ihm geschieht, als ich ihm mitteilte, was passiert war.
Gott sei dank waren dann auch schon Ersthelfer zur Stelle. Wir hatten ein solches Glück und ein Rettungshauptmann war gerade beim Joggen, kam an der Unfallstelle vorbei und ohne zu zögern, sprang er zu uns in den Graben, rief die Rettung und half, wo es nur ging.
Ich kann mich gar nicht mehr genau an diese Minuten erinnern, aber ich bin so froh, dass sofort Leute zu stelle waren, die wussten, was zu tun war. Nur Minuten später waren auch meine Eltern da, kümmerten sich um unsere Motorräder und um mich, fuhren mit mir ins Krankenhaus und standen in dieser schlimmen Zeit voll zu mir.
Es folgten dann einige schlimme Tage. Tage der Ungewissheit. Wie wirds weitergehen. Nach 14 Tagen Krankenhaus durfte Tom aber glücklicherweise mit einem Gipskorsett wieder heim. Es war zwar noch lange nicht vorbei, aber das Gröbste war überstanden.
Mittlerweile zählen wir die Tage, es sind noch genau 17, bis der blöde Gips wieder runter kann.
Danach hoffen wir auf eine erfolgreiche Reha und freuen uns jetzt schon gemeinsam, im Frühjahr einen Neustart mit unseren "Babys" zu machen.
Trotz der 2 schlimmen Vorfälle, die ich in diesem Jahr erleben musste, freue ich mich schon sehr auf die neue Saison.
Vor allem hoffe ich, bei einigen gemeinsamen Ausfahrten dabei sein zu können.
Ich wünsche allen Motorradfahrern, vor allem aber denen hier aus dem Forum, einen wunderschönen Rutsch ins neue Jahr,
eine schöne neue, unfallfreie, erlebnisreiche, aufregende Saison mit vielen traumhaften Momenten.
Aber auch sonst alles, was sich jeder für sich selbst wünscht, dazu noch eine Portion Liebe, Glück, Zufriedenheit, Wärme, Familie,
und was man einem noch alles wünschen kann!!
