Subjektiver Vergleichsbericht: BMW R1200GSA vs KTM 1190Adv

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Subjektiver Vergleichsbericht: BMW R1200GSA vs KTM 1190Adv

Beitragvon Bernhard_1961 » Mo 15. Mär 2021, 14:26

Liebe Freebiker Gemeinde

Das schöne an diesem Forum ist u.a. auch, dass ich hier niemanden auf die Zehen treten kann weil es eben kein Markenforum ist!!!!
Wenn ich jetzt die zwei Motorräder miteinander vergleiche, so wird vielleicht mancher sagen: man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen!
Obwohl die beiden ein völlig anderes Auftreten haben, werden sie durch die großspurige Zusatzbezeichnung "Adventure" für mich doch vergleichbar.

Von vorne: die BMW R1200GSA (Bj. 2009) kam im Dezember 2015 zu mir in den Stall. Gekauft bei BMW-Wien, war sie mit original Koffersatz, Innentaschen und Zumo 660 wirklich gut ausgestattet und ihren Preis wert.
Sie hatte 20.000km auf der Uhr, war also gerade eingefahren:) Gekauft hatte ich sie aus zwei (Reise-) Gründen:
im 16er Jahr stand im Sommer eine Reise (mit Sohnemann und einem Freund) ans Nordkapp und im Herbst eine Reise (mit meiner Liebsten) an den Peloponnes an.
Und dafür war die dicke "Resi" mir ihrem 33Liter Benzinfass durchaus gut geeignet.
Das Nordkapp "erledigten wir über die Baltikumroute rauf und über Norwegen (DK und D, dann Zug von HH nach W) runter in genau 14 Tagen (ca.8000km)
Was mir bei den manchmal über 800km langen Etappen aufgefallen ist: Das Sitzfleisch wird auch auf einem BMW GS-Sattel gequält!
Aber mit der Zeit stumpft der Hintern ab und am Ende der Zeit mit der GS konnte ich schon ohne abzusitzen, von Wien nach Lienz fahren (4:45H).
Am Ende der ersten Saison hatte ich mit der Resi etwas mehr als 20.000km! abgespult

Was mir sehr gut gefiel: trotz des hohen Gewichts von (mit leeren Koffern) an die 290kg, war sie äußerst wendig! Kraft war eigentlich auch immer genug da und die Bremsen waren Top!
Die Vorderradaufhängung der BMW verhindert den "direkten" Kontakt zur Straße. Man gewöhnt sich aber dran, dass man an den Handgelenken keine Bodenunebenheiten mehr spürt.
Der Motor war auch eine Wucht und die Elastizität kommt fast an jene der Goldwing ran.
Bei einer Tour mit einem Kumpel nach Rumänien, wo wir fast ausschließlich abseits asphaltierter Straßen unterwegs waren, zeigte die dicke Resi was sie am Berg drauf hat!
Gemütliches Tuckern im ersten Gang (über lange Zeit) und der (luftgekühlte) Motor wurde niemals heiß! Nur das "jonglieren" mit dem Gewicht auf losem Untergrund war a bisl herausfordernd.
Nach der Rumänienreise (August 2018) und unserem Kroatienurlaub mit Motorrad (September 2018) war es im Oktober wieder mal an der Zeit für ein Service.

Was soll ich sagen, die GSA wurde immer und regelmäßig in der BMW-Werkstätte gewartet, serviciert und beim ÖAMTC überprüft.
Doch bei der Übergabe zum Servivce 2018 stellte der Techniker Lagerspiel am Hinterradlager fest!!!!
Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich mich innerlich von der BMW-Kardantechnik verabschiedet habe (nach Lagerschaden an einer 1100er GS und einer 1100er K, war das der dritte Streich!)
Neues HAG plus Service, Batterie... machten dann ca.2600 Euronen aus, was für mich soviel bedeutete: wir sind geschiedene Leut!!!
Die Resi habe ich dann im Mai 2019 privat verkauft und von diesem Geld die Wing angeschafft.

Wie im Vorbericht schon beschrieben, kam dann die Kati in den Stall und damit ein zur 1200er GSA vergleichbares "Adveture"-Bike.
Vergleichbar???? So gemütlich es auf der BMW zur Sache ging, so bissig präsentiert sich jetzt die Kati.
Die einzige Kati-Erfahrung die ich jemals sammeln durfte, war das Hinausfahren aus der Garage mit der 990er Adventure meines Sohnes.
Dabei fiel mir schon die Gasannahme auf! Der Motor dreht sofort hoch! Das ist bei der 1190er auch so! Die bollert drauflos, dass es eine wahre Freude ist!
Die Motorcharakteristik der beiden (BMW 1200er GSA und KTM 1190er) kann man nicht vergleichen!
Untertourig rupft die Kati an der Kette, muss in langsamen Passagen mit der Kupplung gefahren werden, da ist die BMW viel souveräner!
Mit dem breiten Lenker der BMW lässt sich diese auch etwas leichter manövrieren, die KTM kommt da ziemlich schmal daher und vor allem in Spitzkehren hatte ich mir mit der BMW leichter getan.
Aber wenn es um Speed geht... wow, die Kati drückt als gäbe es kein Morgen! Selbst zu zweit macht das Angasen eine richtige Freude, der Golf TDI wird da schnell ganz klein im Rückspiegel!

Wer schnell fährt, muss auch fest Bremsen. Nach meinem Gefühl packen die Bremsen der Kati um eine Spur besser zu, als jene der BMW.
Vielleicht ist das aber auch dem Gewichtsunterschied geschuldet. Allerdings habe ich mich auf der GSA auch nie unsicher gefühlt!

Sitzkomfort und Ergonomie: da ist die Kati nicht hinten nach! Im Gegenteil, meine Liebste sitzt auf der Kati besser als auf der GSA.
Die hinteren Fußrasten sind um eine Spur höher, was den ersten Schritt zwar erschwert, das Durchfädeln des rechten Beins dann allerdings erleichtert.
Dazu kommt, dass für meine Liebste der Kniewinkel jetzt passt. Sie kann sich deutlich besser beim Bremsen abstützen, als auf der BMW (da ist sie mir nicht nur einmal ins Kreuz gerutscht!)
Da wir sehr oft zu zweit unterwegs sind, bekommt hier die Kati den Sozia-Punkt!

Den Gepäckpunkt holt sich allerdings die BMW: das Alu-Seitenkoffersystem ist unerreicht!
In den rechten (original) Seitenkoffer der KTM passen grad mal ein paar Socken und Unterhosen, derart um den Auspuff gebogen ist der Koffer!
Und die KTM-Koffer "flattern" auch lustig an der Maschine. Sie sind nicht mit einer Strebe miteinander verbunden, dafür sind sie um einiges leichter als die Alu's der BMW.
Die BMW Koffer halten auch das Gewicht der sich auf ihr ausruhenden Maschine aus! (selbst ausprobiert, als der linke Hax bei einem Stopp plötzlich zu kurz war und nicht mehr bis zum Boden reichte!)
Die KTM-Koffer wären dann halt vermutlich Plastikschrott.

Elektronik: beide haben in etwa die gleiche Bit&Bites- Ausstattung. ZUVIEL!!! Aber man bekommt heutzutage in dieser Klasse kein analoges Bike mehr. Die Zeiten der Adventure-Schrauber sind Geschichte!
Wer schrauben will, muss ein Bike aus dem vorigem Jahrtausend kaufen oder (so wie die "BMW-Weltenbummler") entweder mit einem nagelneuen Motorrad oder mit einem Werksteam (oder Werksvertrag) unterwegs sein!
Das gilt mit Sicherheit auch für die Kati, denn ich denke nicht, dass fern jeder elektronischen Infrastruktur sich ein verirrtes oder verlorenes Bite ohne Diagnosegerät finden lässt.
Dass die Helferlein aber hier in der heilen Welt durchaus ihre Daseinsberechtigung haben möchte ich nicht bestreiten. Die KTM hat der alten BMW die Fahrmodi voraus, wobei mir der Rain-Modus sehr gut gefällt.
Hier wird die Leistung um 50PS reduziert, aber was wesentlicher ist, es wird die Gasannahme etwas verzögert. Somit kommt nicht sofort soviel Druck auf einen vielleicht rutschenden Hinterreifen.

Wartung: Die KTM hat mit 15.000km Warungsintervallen diel längsten Intervalle aller Bikes, die ich bisher fuhr.
Nachdem ich das 45.000er Service bei KTM machen möchte, werde ich über die Kosten im Vergleich zum BMW Service berichten können.
Kette vs Kardan: Es war für mich einmal ein Grund von der Kette zum Kardan zu wechseln, da dieser wesentlich einfacher zu warten ist. Schraube auf, Öl ablassen, Schraube zu, Öl einfüllen...fertig.
Aber die bisherigen Lagerschäden (und ich bin nicht der einzige, der damit Erfahrungen gemacht hat) stehen in keiner Realtion zum etwas aufwändigerem Kettenschmieren.
Besonders seit ich eine Kettenschmiere von HKS (https://www.hks-czech.de/) verwende. Blick auf die Kette: wenn die Rollen matt sind, ist alls ok.
Wenn die Rollen glänzen, HKS drauf und dann ist wieder für mindestens 2000km Ruhe (auch bei Regenfahrten!).

Fazit: Die BMW hatte ich volle drei Saisonen lang und bin damit mehr als 40.000km gefahren. Die KTM besitze ich erst seit 15.000km.
Es wird also noch etwas dauern, bis ich über Langstrecken-Erfahrungen, Wartungskosten... erzählen kann.
Ready to Race vs ...probiers mal mit Gemütlichkeit... Es sind doch sehr verschiedene Bikes, mit verschiedenen Stärken und Schwächen.
Eindeutig mehr Spaß bereitet mir allerdings die KTM.
Außerdem ist sie eine Österreicherin und die mag ich nun mal lieber als "Piefke", auch wenn sie aus Bayern sind!

Pardon, wenn es etwas lang geworden ist. War eben sehr subjektiv!

LG, Bernhard

@Moni: mein A-Schein ist viel jünger als deiner, denn den habe ich erst im zarten Alter von 42 Jahren gemacht! Aber das ist eine andere Geschichte:)
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Re: Subjektiver Vergleichsbericht: BMW R1200GSA vs KTM 1190Adv

Beitragvon arni.r » Mo 15. Mär 2021, 20:26

Hey Bernhard

:respekt du könnest mir eine KTM verkaufen! +ww

Würde gerne einmal eine Runde mit dir trehen, wenn es einmal passt.

Das Jahr fängt ja erst an.

LG Arni +99
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reicht es schon wenn es nur Spass macht*
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Re: Subjektiver Vergleichsbericht: BMW R1200GSA vs KTM 1190Adv

Beitragvon Bernhard_1961 » Di 16. Mär 2021, 07:33

Hi Arni

OOOOOhhhh nein! Ich habe nur eine und die bleibt im Stall!!!!
Kann ja sein, dass es einmal eine 1290er Superadventure wird, aber das ist keineswegs fix!
Was mir unter anderem an der 1190er so gefällt: sie wurde nur zwischen 2013 und 2016 gebaut und ist die erste "Antwort" von KTM auf die GSen gewesen.

Wie ich sehe, fähst du eine 12erLC und bist daher eh gut ausgestattet.
Mach mal irgendwo eine Probefahrt mit einer KTM damit du den Unterschied (zB auch den höheren Schwerpunkt) kennenlernst.
Wundere dich aber nicht, wenn du im Sportmodus am Gasgriff drehst!!!

LG, Bernhard

@gemeinsame Runde: JAAAAA, das wird sich sicher mal ausgehen!
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Re: Subjektiver Vergleichsbericht: BMW R1200GSA vs KTM 1190Adv

Beitragvon Moni » So 21. Mär 2021, 09:42

Arnis Wort in Gottes Ohr 005 ...obwohl i den Arni ohne BMW net kenn.
Ich kann da ja in keinster Weise irgendwie mitreden, da i null BMW Erfahrung hab (meine natürliche Abneigung..waß net, woher de kommt ;-) ) und bei der KTM eben nur Gebi seine vom Fahren her kenn (wie schon erwähnt: sehr positiv) bzw. auf der Kati 690 die schöne Sitzerfahrung machte, dass meine Beine Bodenkontakt haben.
Aber dein Bericht ist perfekt, da aus eigener, kilometerreichen Erfahrung heraus beurteilt.
Das mitm Sitzfleisch auf langen Strecken: meine gefahrenen Strecken san net so lang am Stück natürlich, bei der Honda hatte ich des öfteren a bei kürzeren Distanzen das Einschlafproblem mit begleitenden Aufweckgelüsten meines Allerwertesten, was sich in permanentem Hin-und Herrutschen im Sattel äußerte banghead
Bei meiner Principessa kenn i das net, da hatt i noch nie negative Popschprobleme, obwohl i auf ihr größere Distanzen bestritt als auf der Honda.
So, das reicht als Erfahrungswert/Bericht oder 005
Liebe Grüße Moni 497
Verlängere dein Leben, nicht die Anzahl der Jahre

Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen (Josephine Baker)
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